Ein Dorf im Wandel der Zeit (1945 bis 2023)

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700 Jahre Jagel

ein Dorf im Wandel der Zeit (1945 bis 2023)

 

 

Am Ende des Krieges, am 06. Mai 1945,  landeten die ersten englischen Flugzeuge vom Typ Hawker Typhoon- und einige andere Maschinen der Royal-Air-Force – auf dem Flugplatz Jagel. Der Platz blieb bis 1958 unter englischem Befehl.

Die Sowjets verweigerten durch eine Blockade den alliierten Besatzungsmächten Berlins die Zufahrtwege über Straßen und der Lufträume am 24. Juni 1948. Der westliche Teil Berlins konnte nicht mehr mit Gütern jeglicher Art versorgt werden. Davon waren über  2 Millionen Menschen betroffen.

Der Flugplatz Jagel wurde als Einsatzflughafen für die Versorgungsflüge nach Berlin eingeschaltet. Am 11. November 1948 startete die erste englische Transportmaschine von Jagel nach Berlin. Der letzte Luftbrückenflug eines sogenannten „Rosinenbombers“ fand von Jagel aus am 06. September 1949 statt. Während dieser Zeit starteten täglich 30 bis 35 viermotorige Flugzeug.

 

Im Bereich der Dorfbewohner war ebenfalls ein Wandel erfolgt. Durch den Bau des Flugplatzes Ende der 30er Jahre waren insgesamt 5 Barackenlager erstellt worden, in denen die Arbeitskräfte untergebracht wurden. Natürlich war die Errichtung dieser Lager für die Gewerbebetriebe und auch für die Einwohner Jagels nicht ohne Bedeutung. Handwerksbetriebe, Kaufleute und Gasthäuser erhielten einen besonders starken Aufschwung und Arbeitsplätze wurden geschaffen.

Im Verlaufe des Krieges waren in den Lagern  hauptsächlich russische Kriegsgefangene, holländische Zwangsarbeiter, in späterer Zeit belgische, französische und auch jugoslawische Kriegsgefangene.  Diese Kriegsgefangenen waren als Arbeitskräfte bei den Bauern in Jagel und Lottorf eingesetzt und genossen eine relativ große Freiheit. Ende 1945 wurden diese Lager aufgelöst.

Nach dem Kriege wurden in die verbliebenen Lager für kurze Zeit Wehrmachtsangehörige verlegt.

Bereits ab 1946 waren hier ausschließlich Flüchtlinge und Heimatvertriebene untergebracht. Durch die Umsiedlung in andere Bundesländer konnten ab  1949 /50 viele Personen die Lager verlassen, einige fanden auch Wohnungen in Jagel und anderen Orten der Umgebung. Durch die Lager der vielen im Ort untergebrachten Heimatvertrieben und ( GCLO –Angehörige)  war natürlich die Zahl der in der Gemeinde angemeldeten Personen stark angestiegen. Betrug die Bevölkerung vor dem Kriege etwas über 400 Personen, waren im 1. Halbjahr 1949 insgesamt 1.717 Personen gemeldet.

 

In der Landwirtschaft führte die Entwicklung durch „Selbsttränken,  Maschinenpark als Ersatz für die Pferde, Elektrizität und Einsatz motorbetriebener Geräte zu vielen Neuerungen“  und dadurch zu einer entsprechenden  Umwandlung. Landwirtschaftsbetriebe stellten ihren Betrieb ein und bauten die Gebäudeteile zu Wohnungen um.

Die Betriebe Johann Friedrich (Bubi) Ketelsen aus der Bundesstraße, (jetzt „Die zwei“) siedelten nach Heidberg , und Ahrendt Petersen (jetzt Klaus)aus der Dorfstraße siedelten nach Mielberg  und betreiben dort den Landwirtschaftlichen Betrieb weiter.

Die „freiwerdenden Flächen“ nutzten die inzwischen zum Wirtschaftszweig gehörenden „Kiesfirmen“ zur Gewinnung der „Kiessorten“ zum Wohn- und Straßenbau.  In dem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Bundesstraße zu einer „vierspurigen Rennbahn“ ausgebaut wurde. Hier nutzte die Polizei den jeweiligen „Vierten Streifen“ und führte viele Kontrollen durch. Als dann die Autobahn- Ab-/Auffahrt „Jagel“ mit Fertigstellung des Autobahnabschnittes freigegeben wurde, erfolgte der Rückbau auf zwei Spuren mit „Parknieschen“. 

Aus der Vorkriegszeit weiß man, dass es schon eine Feuerwehr und einen Sportverein gab. Nach dem Kriege erfolgte 1947 die Neugründung der Feuerwehr, die im Laufe der Jahre stets moderner wurde und viel Auszeichnungen für ihre stete Einsatzbereitschaft erhielt. im ständigen Vergleich im Amtsbereich bei den jeweiligen Amtsfeuerwehrtagen finden die Wehren volle Anerkennung bei der Bevölkerung.

 

Der Sportverein wurde 1958 neu gegründet und es stand damals nur Fußball auf dem Programm.

Hinter der Gaststätte „zur Post“ hatte Johannes  Paulsen eine Koppel, die das Mindestmaß für Kreisklassenspiele zu ließen. Kurz vor Spielbeginn wurde das Vieh heruntergetrieben und für die Zuschauer blieb ein Streifen von einem Meter. Ein wenig später bildete sich  eine Tischtennismannschaft.  Spiel – und Trainingsbetrieb fand in der Gaststube statt.

Die alte Schule in der Bundesstraße (jetzt Wohnmobile) wurde verlegt und in der Schulstraße neu eingerichtet. Im Zuge der neuen Anlage entstand auch ein Sportplatz, der fortan vom Sportverein genutzt werden konnte. Der Verein vergrößerte sich um viele weitere Sparten und wuchs ständig. Ein „Ausweichplatz“ entstand im Grawischenweg, Umkleidekabine war ein ausgedienter Bus. Nun kamen Gedanken zu einer Sportanlage auf. Im Kirchenweg stellte die Gemeinde ein Grundstück von 5,5 ha zur Verfügung, es wurden zwei Plätze, eine Laufbahn 400m, Kugelstoß und Weitsprunganlage erstellt. Architekt war Walter Kollhorst, die auszuführenden  Arbeiten unter der Leitung des Vorsitzenden mit vielen freiwilligen Helfern durchgeführt. Neben den Plätzen entstand ein Schießstand mit zwei   50 m Röhren für Kleinkaliber  und vier 10 m Röhren für Luftgewehr.  Hieran wurde später das jetzige Gemeindezentrum mit dem gesamten Trakt der Feuerwehr angebaut.

Herauszustellen ist die ungemein starke Leistung der Eigenleistungen durch viele „freiwillige Helfer“ in der Gemeinde Jagel.

 

Durch das Angebot der großen Einkaufshäuser in Schleswig und Kropp/Rendsburg veränderte sich die Geschäftswelt in Jagel. So gab es: eine Schlachterei, zwei Lebensmittel-Geschäfte, eine Bäckerei, eine Tischlerei, sechs Tankstellen und drei Gaststätten sowie ein Hotel. 

Es „überlebten“ davon lediglich eine Tankstelle, das Hotel und eine Gaststätte - aber es kamen Firmen dazu: PKW-Verkauf, Wohnmobile-Verkauf, Leistenshop, Tankreinigungs-Service, Metallverarbeitung, TÜV-Station, Druckmanufaktur. und etliche Bauunternehmen. In den 90ger Jahren dachte man darüber nach, eine Flugplatznutzung für Zivil-Flugzeuge auf dem Platz zu integrieren, dies wurde aber nach ca. 15 Jahren aufgegeben.

 

Weitere Vereine prägen das Ortsbild: Schützengilde von 1857, Spar-Club „immer rin“, Bürgerverein, Vereine der Parteien, Kommunale Wählergemeinschaften, Jagdverband.

 

 Zwischenzeitlich gab es: einen Gesangverein, eine Laienspielgruppe, das DRK, Karnevalsverein, Geselligkeitsverein „Up ewig ungedeelt“, den Sozialverband/Kriegsgräberfürsorge, Siedlergemeinschaft Jagel. 

In Jagel gibt es viele Möglichkeiten aktiv das Dorfleben mit zu gestalten.

 

                                                                            ew/ Chronik Jagel